Tanzende Tradition

Vor vielen, vielen Jahren gehörte es zum guten Ton auf einem Ball zu tanzen, pompöse Kleider zu tragen und Handküsse zu verteilen. Auch heute ist der Opernball in aller Munde, auch wenn die Begleitungen eines bekannten Baumeisters (nein, nicht Bob), das Glanzvolle an einem solchen Ereignis zu überschatten drohen – zumindest was die Medien anbelangt. Die Ballkultur in Österreich ist zwar nicht gar so ein Dauerbrenner wie die Wiener Kaffeehauskultur, doch trägt sie ein großes Stück Tradition in sich. Wie sollte es auch anders sein, besuchen doch die meisten im zarten Alter von 15 eine Tanzschule, um die schönsten Drehungen auf’s Parkett zu legen.

Dabei ist’s ganz egal, ob der Großteil das Handtuch spätestens bei der Linksdrehung beim Wiener Walzer wirft und den Opernball in der nobelsten Robe und im Frack fortan vor dem Fernseher mit einem Glas Champagner verfolgt. Manch einer tanzt aber doch noch auf den Bühnen der Welt oder in diesem (meinem) Fall der Kleinstadt, steigt seinem Partner auf die Füße und schiebt es auf das eine oder andere Glas Prosecco. Und wieder beschleicht einen ein Gefühl von Tradition mit einem Hauch von Eleganz – einen Abend lang raus aus dem Alltag und rein in eine Welt voll Tanz, Musik und Krönchen im Haar. Eine besondere Empfehlung: solche Momente mit seinen Freunden zu verbringen und erst nach ein paar gemeinsamen Stunden durch die Tore des Ballsaals schreiten – so tanzt sich’s doch viel entspannter. Denn seien wir mal ehrlich, das Thema Tanzkurs kann eines sein, das die Wogen während eines Paargesprächs unverhältnismäßig hochgehen lassen kann, und in 90% aller Fälle wohl auch tut, aber unter’m Strich geht es nicht mehr darum, wer wem wann auf die Füße gestiegen ist und wer so manchen Schritt vergessen hat. Vielmehr geht es darum am nächsten Tag seinen Anzug oder sein Kleid, von dem man zuvor befürchtet hat, dass es bereits in die Jahre gekommen ist bzw. man selbst und deswegen nicht mehr hineinpasst, wieder in den Schrank zu hängen und sich zu denken: „Was ein schöner Abend!“, während die verschiedensten Anekdoten der gemeinsamen Zeit es schaffen den Folgetag das eine oder andere Mal zum schmunzeln zu bringen.

Das macht einen Ball zu einem nostalgischen Glückvogerl.

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