Goldener Regen

Vor einem Jahr waren wir zu zweit. Mein Mann und ich. Und es war gut. Sehr gut sogar.

Mit dem Glück ist es so eine Sache; in manchen Momenten hat man das Gefühl, man stehe wie die Goldmarie unter seiner persönlichen Wolke voll Gold und kann sein Glück gar nicht fassen. Während der goldene Regen also auf einen niederprasselt blickt der eine in die Ferne und der andere schließt die Augen. Doch was macht den Unterschied? Die Unterschiedlichkeit des Einzelnen versteht sich. Eine Unterschiedlichkeit, die den einen verharren lässt in diesen Momenten und dem anderen Sorgen bereitet. Es ist leicht sich Sorgen zu machen, schwieriger ist es die Augen zu schließen. Denn Zweifel kommen ganz von alleine und geistern in den Köpfen umher: „Wie kann es sein, dass ich so viel Glück habe?“, „Hab ich das überhaupt verdient?“ oder „Wann reißt diese Glückssträhne ab? Es kann doch nicht für immer so bleiben.“ Mit letzterem verhält es sich genauso wie gedacht – irgendwann ändern sich Dinge. Sie werden schwierig und oftmals sehr herausfordernd und damit zu den weniger schönen Momenten. Aber wer nimmt die Gewichtung von guten und schlechten Momenten vor? Und warum darf der schlechte dem guten einen bitteren Beigeschmack verleihen, sodass das Gold des Regens nicht mehr gar so glänzt und matt wird? Stimmt, darf er nicht oder besser gesagt nur dann, wenn man ihn lässt.

Voller Demut kann ich sagen: Unsere Goldspeicher sind prall gefüllt. Denn knapp ein Jahr nachdem es zu zweit „sehr gut“ war, hat sich so viel verändert und auch wenn es nicht immer gleich viel Gold regnet oder manchmal auch gar keines, blieb uns die Wolke voll Glück doch immer erhalten. Trockenperioden und schweißtreibenden Sonnenschein braucht das Leben genauso wie Regenwolken; die Wertschätzung der ersten grünen Grashalme nach langen Durststrecken kann ohne die zuvor verbrannte Erde nicht im angemessenen Ausmaß entstehen. Das Grün ist danach umso grüner und der Regen umso erfrischender – so lässt es sich vom Glück über längere Zeit zehren.

Heute sind wir zu viert. Bald schon zu fünft. Und das bedeutet fünfmal so viel Glück. Glück voller Pfotenabdrücke im Schnee und bald voll süßem Geruch der weichen Babyhaut.

Das macht die Familie zu einem Glücksvogerl.

 

Vielen Dank an die liebe Christa für die wunderbaren Fotos!

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