Ob es sich empfiehlt einen Reisebericht beinahe ein ganzes Jahr nach der Reise zu schreiben, sei dahin gestellt. Sicher ist dabei allerdings, dass in einem solchen Bericht wirklich nur diejenigen Informationen, Empfehlungen, Rezensionen usw. untergebracht werden, die man durchaus als „nachhaltig“ beschreiben darf. Denn das Gedächtnis hat bekanntlich seine Tücken und nicht alles kann und wird erfolgreich und auf ewige Zeiten in unseren Gehirnen abgespeichert. Wichtig für die Speicherung sind dabei Emotionen, denn auf diese versteht sich unser Mandelkern (zu Gscheit: Amygdala als Teil des limbischen Systems) besonders gut. Dass dem so ist, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr; die Frage, die für mich jedoch übrig bleibt ist: Erinnere ich mich (als sehr emotionaler Mensch) besser an Ereignisse als mein Mann (ein, nennen wir es, weniger emotionales Exemplar)?
Diese Frage lasse ich an dieser Stelle einfach im Raum stehen und wende mich statt dem Mandelkern dem Pudels Kern zu, nämlich London:
Was es wirklich braucht, um eine gelungene Reise zu veranstalten lässt sich nur schwer greifbar machen, denn auch hier scheint man schnell wieder beim Thema Emotionen angelangt – „g’fallen muss es einem“. Damit es das auch tut gibt es ein paar Bausteine, die sich als erfolgreich herausgestellt haben, werden sie zusammengesetzt. Einer davon ist mit Sicherheit „Authentizität“ – also eine Stadt oder einen Ort so zu erleben, wie er in Wirklichkeit ist. Dafür braucht es wiederum ein „Mitten drin“ sein, denn nur, wenn man sich auch darauf einlässt und die Momente lebt, werden sie zu einzigartigen Erinnerungen. Auch finde ich „Traditionelles“ oder „Typisches“ besonders wichtig, da es einem erst den richtigen Eindruck vermittelt, von dem was man gerade vor sich hat. Und da bekanntlich aller guten Dinge Drei sind, belasse ich es einfach mal dabei und wende mich den Momenten Londons zu, die das Material für diese Bausteine liefern.
- Besuch am Borough Market
- Essen eines Sunday Roasts in einem traditionellen englischen Pub und dort bis in die Abendstunden bei dem einen oder anderen Bier verweilen
- Besuch der Harry Potter Studios (wenn auch etwas außerhalb)
- Fahrt mit einem alten, roten Doppeldecker um so die wesentlichen Sehenswürdigkeiten zu erleben
- indisches Essen (denn nirgends wird die indische Küche besser gelebt als in London – außer in Indien versteht sich)
- Erkunden der Lebensmittelabteilung im Harrods
- kein Besuch im Sherlock Holmes Museum
Diese kleine, aber feine Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, vielmehr ist sie eben von meiner persönlichen Gedächtnisleistung geprägt. Auf alle Fälle empfiehlt es sich eine solche Reise, oder besser jede Reise, nur in bester Gesellschaft anzutreten…
… und all dies zusammen macht London zu einem Glücksvogerl (auch, wenn das englische Wetter, das Gefieder doch etwas durchnässt hat – aber nicht umsonst war bereits die Rede von „Traditionellem“oder „Typischem“).